Donnerstag, 23. Januar 2025

Gastbeitrag: Ertragschancen durch solares Parkangebot

Viele Bundesländer verpflichten inzwischen dazu, gewerbliche Parkplätze mit Photovoltaik zu überdachen – eine Zusatzinvestition, die auch zur Einnahmequelle für Betreiber und Eigentümer der Parkflächen werden kann.

Die Politik setzt zunehmend auf den Ausbau der Ladeinfrastruktur für E-Fahrzeuge. In den Fokus rückten inzwischen auch die zu Gebäuden gehörenden Parkplätze. Investoren, Eigentümer und Betreiber von gewerblichen und öffentlichen Immobilien müssen damit neue gesetzliche Auflagen erfüllen. So werden etwa ab 01.01.2025 verschärfte EU-Richtlinien in das seit 2021 in Deutschland geltende GEIG (Gebäude-Elektromobilitätsinfrastruktur-Gesetz) aufgenommen. Bei gewerblichen Neubauten ist danach jeder fünfte Parkplatz mit einem Ladepunkt auszustatten, wenn die Stellplatzverordnung mehr als fünf Stellplätze am Gebäude vorschreibt. Bei Büroimmobilien soll dies für jeden zweiten Stellplatz gelten. Von der Regelung betroffen sind entsprechend auch Bestandsbauten bei größeren Renovierungen, wenn mehr als 25 Prozent der Oberfläche der Gebäudehülle saniert werden. Nichtwohngebäude im Bestand mit mehr als 20 Parkplätzen benötigen außerdem bis 2027 einen Ladepunkt an jedem zehnten Stellplatz. Ganz grundsätzlich sollen nach den geplanten Änderungen des GEIG mindestens 50 Prozent Vorverkabelung an den Stellplätzen verbaut werden.

Pflichten und Chancen der Parkplatz-Photovoltaik

In mehreren Bundesländern verlangen darüber hinaus seit 2022 und 2023 die Landesbauordnungen, dass bei Neubauten die zum Objekt gehörenden Parkplätze von Gewerbe- oder Nichtwohngebäuden mit Photovoltaik überdacht werden müssen, so etwa in Rheinland-Pfalz und Hessen (ab 50 Stellplätzen) oder in Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen (ab 35) sowie in Schleswig-Holstein (ab 100).

Für Unternehmen und Parkraum-Betreiber ist der Ausbau der Ladeinfrastruktur teils ein wichtiges Thema, weil sie ihre selbst gesetzten Nachhaltigkeitsziele oder Compliance-Richtlinien einhalten wollen. Gleichzeitig profitieren sie durch die Photovoltaik von günstigem Solarstrom für den eigenen Bedarf. Für Unternehmen ab 250 Mitarbeitern und einem Jahresumsatz (netto) von mindestens 40 Millionen Euro werden zudem ab Januar 2025 die von der EU aufgestellten ESG-Kriterien (Environmental Social Governance) und die damit verbundene Nachhaltigkeitsberichterstattung zur Pflicht. Über die Anforderungen der ESG-Richtlinien müssen Unternehmen nachweisen, wie nachhaltig sie wirtschaften. Ein Aspekt kann dabei auch die Nutzung von Photovoltaik für die Stromversorgung sein.

Mehrwerte für viele Nutzergruppen

Doch auch unabhängig davon ist die Parkplatz-Photovoltaik von Industriebetrieben nachgefragt, die ihre Produktion maßgeblich mit Solarenergie betreiben. Wenn die vorhandenen Dachflächen nicht ausreichen, ist die zusätzliche PV-Überdachung der Parkplätze eine Option. Vorteile sehen Unternehmen auch darin, dass sie besondere Parkservices für ihre Mitarbeiter bereitstellen können, etwa beim Aufladen oder beim Witterungsschutz der Fahrzeuge. Das ist auch insofern interessant, als Kfz-Versicherungen zunehmend Überdachungsauflagen für Fahrzeuge gegen Hageleinschlag einführen. Das Service-Angebot beinhaltet somit auch Chancen bei der Mitarbeitergewinnung.

Hinzu kommen die E-Lade-Services bei Kunden- und Besucherparkplätzen. Von Parkhausbetreibern und Einkaufszentren etwa ist bekannt, dass sie PV-Anlagen nutzen, um die Betriebskosten zu senken und ihren Kunden Mehrwerte zu bieten: So können diese je nach Angebot ihre E-Fahrzeuge während des Shoppings kostengünstig oder umsonst aufladen. Potenzielle Kundschaft wird durch die Ladeinfrastruktur zusätzlich angelockt.

Statt besondere Services anzubieten, kann sich der Betreiber aber auch dazu entscheiden, an der solaren Parkraumbewirtschaftung unmittelbar zu verdienen, indem er die Energiezufuhr aus seinen PV-Anlagen und Ladesäulen mit der Parkgebühr abrechnet. Im öffentlichen Sektor sind ähnliche Optionen realisierbar, beispielsweise bei Besucherparkplätzen von Event- und Sporthallen, an Flughäfen, Krankenhäusern, Messen oder Schwimmbädern.

Herausforderungen bei der Umsetzung von Parkplatz-Photovoltaik

Betreiber und Unternehmen, die eine Parkplatzüberdachung umsetzen wollen, brauchen eine objektbezogen wirtschaftliche Planung. Denn anders als die PV-Anlage amortisieren sich die baulichen Anteile der Überdachung nicht im klassischen Sinne. Es geht also darum, die Kosten beim Bauwerk so gering wie möglich zu halten. Oft sind die Bodenverhältnisse am Standort ausschlagend für die Höhe der Baukosten. So macht es einen großen Unterschied, ob man auf Torf, Sand, Lehm oder Fels baut. Eine andere Herausforderung ist, dass der Anbieter einer Überdachungslösung ein breites Know-how mitbringen muss, um reibungslos, sicher und kostensparend zu arbeiten. Denn das erforderliche Fachwissen umfasst Tiefbau und Erschließung, die Koordination aller Bauabläufe inklusive Baugenehmigungsverfahren sowie die fachgerechte Errichtung der Konstruktion der technischen Anlagen bis zum Betriebs- und Energiemanagement. Bei zu vielen Einzelanbietern kann es ansonsten Probleme mit den Schnittstellen der Gewerke und mit einer schwer kontrollierbaren Kostenentwicklung im Projekt geben. Hinzu kommt: Wird nicht alles aus einer Hand umgesetzt, werden unter Umständen die vollen Gewährleistungen nicht wirksam. Es macht daher Sinn, einen Anbieter zu beauftragen, der die Verantwortung für das gesamte Projekt übernimmt oder die komplette Umsetzung schlüsselfertig liefern kann. Ansonsten sollte je nach Standort, Parkplatzgröße und gesetzlichen Vorgaben die planerisch und ökonomisch beste Lösung ermittelt werden.

Modulare Solarüberdachungen

Erste Unternehmen bieten bereits vielfältige technische und bauliche Lösungen für die Parkplatz-Photovoltaik an. Meist handelt es sich um PV- oder Hallenbau-Firmen, die allerdings in der Regel nicht alle Leistungen rund um das Projekt anbieten. Oft werden großflächige, massive Überdachungskonstruktionen realisiert, bei Parkhäusern manchmal auch PV-Fassaden anstelle einer Überdachung. Weitere Lösungsansätze sind statische Parkreihen mit Solarüberdachung oder ganze Carport-Systeme.

Im Ergebnis braucht es für die solare Parkplatzüberdachung möglichst preisgünstige und flexible Lösungen. Wenn es zum Beispiel um große Flächen ab 50 Stellplätzen geht, können Parkmodul-Systeme eine kosten- und flächeneffiziente Lösung sein. Über die Modulproduktion lassen sich die Herstellungskosten der baulichen Anlagen deutlich senken. Dies ist auch der Ansatz des zum Beispiel von Wi Solar entwickelten Parkmodul-Systems „Wi park & charge“. Die Module bestehen aus 2- und 3-Parkern und lassen sich flächeneffizient kombinieren und spiegeln, sodass sich die Parkreihen bequem umfahren lassen. Die filigranen Solarüberdachungen sind darüber hinaus so konstruiert, dass sie so wenig Platz und Material wie möglich verbrauchen und zugleich statisch sehr fest und hochwertig sind. Ein Vorteil der kleinteiligen Bauweise ist auch, dass sie sich sehr gut an den jeweiligen Standort anpassen lässt.

Optimierte Fahrwege durch Modulsystem für solare Ladeinfrastruktur – © Wi SOLAR GmbH

 


 

Autor

Dipl.-Ing. (FH) Sven Endris, Wi Solar GmbH

Dipl.-Ing. (FH) Sven Endris ist Experte für Photovoltaik, Ladeinfrastruktur und Konstruktiven Ingenieurbau sowie geschäftsführender Gesellschafter der Wi Solar GmbH. Als Ingenieur entwickelt er neue Produkte wie die modulare, schlüsselfertige Ladeinfrastruktur mit PV-Überdachung „Wi park & charge“. Der Fokus seines Unternehmens liegt auf PV-Anlagen und Ladeinfrastruktur für Gewerbe, Handel, Logistik und Industrie.

 

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