Goldbeck ist bekannt als Bauunternehmen, das seit mehreren Jahrzehnten auch erfolgreich Parkhäuser baut. Mit der Goldbeck Parking Services GmbH zählt seit fast fünf Jahren auch der Betrieb von Parkierungsobjekten zum Angebot. Vor kurzem weitete der Dienstleister sein Portfolio mit der Übernahme der Verkehrswacht Parkplatz GmbH aus. Darüber sprachen wir mit Stephan Pieper, Geschäftsführer der Goldbeck Parking Services GmbH.
Wie kam es zum Kauf der Verkehrswacht?
Die Verkehrswacht Parkplatz GmbH betreibt 44 Objekte in 17 deutschen Städten und ist zusätzlich besonders im Bereich des Event- und Messe-Parkens tätig. Nach der Übernahme der OPG Center Parking GmbH im Jahr 2016 ist dies der zweite große Wachstumsschritt für uns. Die Grundidee zu diesen umfassenden Dienstleistungen entstand 2015, als Kunden mit dem Wunsch an Goldbeck herantraten, Parkobjekte nicht nur für sie zu bauen, sondern auch zu betreiben. Wir können jetzt Planung, Bau und Betrieb aus einer Hand anbieten.
Sie betreiben also nicht nur von Goldbeck gebaute Parkhäuser?
So ist es, wir agieren auch als klassischer Parkhausbetreiber bzw. Dienstleister vorrangig auf dem deutschen und österreichischen Markt mit Blick auf Europa.
Ist diese Dienstleistung ein neuer strategischer Pfeiler in der Ausrichtung von Goldbeck?
Goldbeck ist nach wie vor eines der größten deutschen Bauunternehmen, und somit liegt weiterhin ein wesentlicher Schwerpunkt auf dem Bereich Planen und Bauen. Aber auch im Bereich Gebäudedienstleistungen ist Goldbeck mittlerweile durch etablierte Einheiten im Bereich Property, Facility und Parking sehr gut aufgestellt. Beim Betrieb von Parkhäusern verfügen wir inzwischen über ausreichend Personal sowie technisches Know-how und Infrastruktur, sodass eine flächendeckende Betreuung von Parkhäusern sicher gelingt. Unser Leistungsspektrum reicht von einfachen Beratungsprojekten bis hin zur Steuerung komplexer Projekte über den gesamten Lebenszyklus eines Parkobjekts. Durch die Übernahme der Verkehrswacht Parkplatz GmbH verfügen wir nach nur fünf Jahren am Markt über 136 Parkobjekte und mehr als 70.000 Stellplätze. Damit sehen wir uns als veritabler Marktbegleiter in Deutschland und Österreich.
Konzentrieren Sie sich im Off-Street-Bereich vor allem auf Neubauprojekte?
Wir sehen uns auch im Bestand, aber als erstes kommt bei Goldbeck das Bauen. Wenn wir selbst planen und bauen, hilft uns das später beim Betrieb. Auf Kundenwunsch übernehmen wir für Goldbeck-Parkhäuser auch die vollständige Instandhaltung über definierte Nutzungszeiträume zum Pauschalpreis und runden so unsere Dienstleistung ab. Der Kunde erhält damit noch vor der Realisierung des Projektes die volle Planungs- und Budgetsicherheit. Diese Sichtweise ist einmalig in der Branche – und viele Erkenntnisse aus diesen Prozessen fließen auch wieder in die Planung mit ein.
Was sind die mittel- und langfristigen Ziele von Goldbeck Parking Services?
Wir setzen auf ein gesundes Wachstum, haben uns aber bewusst keine konkreten Zahlen vorgenommen.
Werden Sie weiterhin alle Objekte von der Leitstelle am Flughafen Münster/Osnabrück aus steuern?
Das soll so bleiben. Dort verfügen wir über eine hervorragende Infrastruktur, gerade auch was die Internetanbindung und Stromversorgung angeht.
Wie ich Ihrem Portfolio entnehme, betreiben Sie auch das Fernbusterminal in Leipzig. Das klingt nicht nach Parken. Was hat es damit auf sich?
In der Tat handelt es sich um ein neues Geschäftsfeld, das wir seit 2018 bedienen. Wir steuern die Fernbusse in Bezug auf Kapazitäten am Fernbusterminal und stimmen Fahrpläne mit den Betreibern ab. Die Organisation wird technisch durch eine Kennzeichen-Erkennung unterstützt, die in einigen von uns betriebenen Parkhäusern der Einlasskontrolle dient. Zum Objekt gehören aber auch 550 Autostellplätze in den oberen Parkdecks, die wir klassisch bewirtschaften.
Stellt das eine Art Mobilitäts-Hub dar?
Absolut, zumal das Parkhaus direkt neben dem Leipziger Hauptbahnhof liegt und sich mehrere Bürostandorte sowie zwei Hotels und eine Mietwagenstation in direkter Nachbarschaft befinden. Zu den Nutzern zählen Besucher des Bahnhofs, Pendler, Büro-Mitarbeiter, Hotelbesucher und natürlich Bus- und Bahnreisende, die bequem und trockenen Fußes vom Auto umsteigen möchten.
Welche technischen Lösungen finden Kunden in Ihren Objekten vor?
Im Grunde können wir auf Basis unserer Softwarelösung alles abbilden, was der Markt von einem professionellen Betreiber fordert. Aber im Vordergrund stehen immer die individuellen Anforderungen des jeweiligen Standorts, Eigentümers bzw. Kunden. An sechs Standorten bieten wir zum Beispiel eine Kennzeichenerkennung zur Authentifizierung – ein System, das mehr und mehr nachgefragt wird. An anderen Standorten können unsere Kunden mit ihrer Kreditkarte ein- und ausfahren und bezahlen. Außerdem zählen RFID und Mifare, eine Chipkartentechnik auf NFC-Basis, zu unserem Standardportfolio. Selbstverständlich haben wir auch das klassische Papierticket weiterhin in Gebrauch. Einen Überblick zu allen Objekten und Leistungen erhalten Parkhaus-Nutzer über die jeweilige Website und die Parking Services-App.
Wo sehen Sie als Erbauer und Betreiber von Parkhäusern die Zukunft der Branche?
Unser bisheriger Ansatz war: Wir bauen sehr durchdachte Systemparkhäuser. Diese sind je nach Kundenanforderung aber immer noch weiter optimierbar. Ein Beispiel ist die Stadt Wien: In neuen Wohnsiedlungen werden dort für die Fahrzeuge der Bewohner keine Tiefgaragen und auch keine Stellplätze vor den Häusern mehr gebaut, sondern zentrale Parkhäuser. Hier sorgen wir als Betreiber für Mobilität. Zwar ist das Parken von Autos noch das Hauptbusiness, aber wir richten dort auch Flächen für Carsharing oder Leihfahrzeuge aller Art ein. Außerdem sollen auf Wunsch der Stadt Wien alle Mobilitätsangebote über eine App nutzbar sein. Auch hier bieten wir Lösungen. Unsere Philosophie der modular erweiterbaren Hard- und Software bedient aktuelle Bedarfe und Entwicklungen. Im Rahmen der App-Thematik arbeiten wir zudem mit offenen Schnittstellen.
Setzen Sie auch hierzulande auf offene Schnittstellen?
Ja, denn wir arbeiten mit vielen verschiedenen Partnern zusammen. Dabei steht der Komfort des Users im Vordergrund. Eine App bietet Zugang zu verschiedenen Angeboten. Jeder Anbieter behält seine Kunden, unsere App bündelt nur die verschiedenen Dienstleistungen. Die Strategie „alle zu mir“ funktioniert hier nicht – genauso wenig wie eine Vielzahl verschiedener Apps und noch mehr Karten zur Nutzung von Parkhäusern unterschiedlicher Betreiber.
Zur Person
Berufliche Laufbahn
– 2005–2008 Regional Manager und Senior Consultant bei ADATO Consulting Group GmbH, Bonn
– 2005–2008 Regional Manager und Senior Consultant bei ADATO Consulting Group GmbH, Bonn
– 2008–2014 Mitglied der Geschäftsleitung der ISS Facility Services GmbH, Düsseldorf
– 2014–2017 Operations Director bei APCOA PARKING Deutschland GmbH, Stuttgart
– seit 2017 Geschäftsführer der GOLDBECK Parking Services GmbH, Bielefeld, und der GOLDBECK
Parking GmbH, Wien
– seit 2019 Geschäftsführer Verkehrswacht Parkplatz GmbH