Unterschiedlichste Facetten rund um Themen des ruhenden Verkehrs bildete die diesjährige Fachtagung des Bundesverbandes Parken e. V. in Köln ab. Besonderes Interesse der 250 Teilnehmer weckte ein Vortrag zum Thema Datenschutz. Die Veranstaltung stand auch im Zeichen eines besonderen Jubiläums: Rückblicke auf fünfzig Jahre Bundesverband Parken bildeten in vielen Aspekten den Rahmen des Programms.
Zur Fachtagung trafen sich rund 250 Teilnehmer im Dorint Hotel am Heumarkt mitten in der Kölner City. Im Mittelpunkt standen wie immer informative Vorträge zu aktuellen Fragestellungen rund um den ruhenden Verkehr. Vorab ging es in den Grußworten um die stolzen 50 Jahre, die der Bundesverband Parken e. V. mittlerweile existiert. Der Vorstandsvorsitzende Dr. Karl-Ludwig Ballreich ließ deutlich vernehmen, dass sich der einstige Berufsverband für Tankstellen- und Parkhausbetreiber seit den späten 1960er-Jahren stark verändert und sehr positiv weiter entwickelt hat. Als Gratulant war auch Laurence A. Bannerman, Präsident der European Parking Association (EPA), zum Treffen nach Köln gekommen. Viele branchentypische Entwicklungen verortete Bannerman beispielhaft in der Geschichte des deutschen Verbandes, der nach seinem Dafürhalten erst die ersten fünfzig Jahre seiner Geschichte erlebt hat. Das Stichwort Digitalisierung bildet in Gegenwart und Zukunft eine wichtige Klammer, in der sich zentrale Entwicklungen der Parken Branche abspielen. Von aktuellen Themen im Bereich Datenschutz über die Anwendung von Apps bis hin zum autonomen Parken ist die Branche durch die Digitalisierung derzeit starken Veränderungen unterworfen. Das Programm der Fachtagung und die Inhalte der Fachvorträge entsprachen diesem Trend. Die Notwendigkeit gemeinsamer Datenstandards bei der Entwicklung einer neuen Form von Mobilität ist ein zentrales Thema, das in Bannermans Grußwort eine wichtige Rolle spielte. Bedeutend für die weiteren Perspektiven der Parken Branche ist auch der Zusammenschluss mit anderen Playern, die im Bereich Mobilität aktiv sind, wie der EPA-Vorsitzende hervorhob.
Aktuelle Trends in der Verkehrsentwicklung
Einblicke in die kommunale Sicht auf großstädtische Verkehrsthemen gab es beim Fachvortrag von Andrea Blome, die in Köln als Dezernentin für Mobilität und Verkehrsinfrastruktur tätig ist. Am Beispiel der Rheinmetropole machte sie deutlich, welche Herausforderungen deutsche Großstädte hinsichtlich der Verkehrsentwicklung bewältigen müssen. So bestehen in Köln Engpässe sowohl im Individualverkehr wie auch im öffentlichen Nahverkehr. Sie hängen stark mit wirtschaftlichen Entwicklungen zusammen.„Es ist ein Kampf um die Fläche entstanden“, so die Verkehrsdezernentin. Wegen des zunehmenden Verkehrs sind für Kommunen Mobilitätskonzepte attraktiv, die auf eine Nutzung verschiedener Verkehrsmittel abzielen. Für die Parken Branche können sich Vorteile ergeben, weil gerade in Großstädten die Nutzung des öffentlichen Raums einer starken Regulierung unterworfen ist. Dadurch können Parkhäuser für Autofahrer perspektivisch wichtiger werden. Wortbeiträge aus dem Publikum untermauerten die Forderung nach härteren Strafen fürs Falschparken. Eine solche Maßnahme gilt insbesondere im großstädtischen Umfeld als sinnvoller Schritt, um den ruhenden Verkehr zwischen Fahrbahnrand und Parkhaus sinnvoller aufzuteilen.
Parken als „Königsdisziplin der Verkehrswende“
Die kommunalen Herausforderungen rund um sich verändernde städtische Räume sind auch für Volkswirt Tilman Bracher ein Thema. Als Bereichsleiter Mobilität im Deutschen Institut für Urbanistik sieht Bracher das Parken als „Königsdisziplin der Verkehrswende“. Hintergrund ist der wachsende PKW-Bestand in Deutschland, der steigende Bedarf an größeren Stellplätzen und die weit verbreitete Vorstellung, dass öffentliches Parken grundsätzlich kostenlos möglich sein sollte. Zentrales Thema in Gegenwart und Zukunft ist der wirkungsvolle Schutz innerstädtischer Flächen durch Verkehrssteuerung und Parkraumbewirtschaftung. Für Bracher sind in Ballungszentren Sharing-Modelle, E-Mobilität und andere Konzepte alternativer Mobilität Perspektiven für die Zukunft. Zugleich fordert er eine wirkungsvolle Integration der Parkraumbewirtschaftung in die kommunale Verkehrsplanung. Es wurden im Vortrag Ansätze wie etwa Anwohnervignetten und Quartiersgaragen aufgezeigt, um in Großstädten für Entzerrung bei der Parkraumbewirtschaftung zu sorgen. Den Forderungen der Tagungsbesucher nach deutlicheren Strafen für Falschparker schloss sich der Experte aus der Urbanistik an. „Für falsches Parken sollte eine Strafe von 60 Euro erhoben werden. Dann lägen Falschparker und Schwarzfahrer auf einem Niveau“, sagte Bracher. In der Diskussion mit den Fachbesuchern kam die Frage nach einer möglichen Privatisierung der Parkraumüberwachung auf. Hier für Ordnung zu sorgen, ist in Deutschland hoheitliche Aufgabe. „Ich weiß, dass einzelne Städte hierzu unterschiedliche Ansätze haben. Wie man grundlegend mit der Frage umgehen kann, wird zurzeit von Gerichten geklärt“, so Bracher.
Parken und innerstädtischer Handel
Die Auswirkungen der Digitalisierung auf Handel und Innenstadtentwicklung thematisierte Oliver Brimmers vom Kölner Institut für Handelsforschung. Kundenbefragungen und Studien bildeten den Hintergrund seiner Analysen, die Veränderungen im Verhältnis zwischen Online-Handel und stationärem Einzelhandel aufzeigen. Demnach ist seit 2010 vor allem ein Anstieg der Zahl der selektiven Online-Käufer zu verzeichnen. Sie nutzen in ihrem Konsumverhalten das Internet ebenso wie den klassischen Einzelhandel vor Ort. Je nach individuellem Schwerpunkt ergeben sich für Händler aus dieser Entwicklung Risiken und Chancen. An die Vertreter der Parken Branche gerichtet, sprach sich Brimmers für eine stärkere Verschränkung zwischen lokalem Handel und Parkhäusern aus. Eine Möglichkeit sind Angebote zur Reservierung und flexiblen Abholung von Waren. Weitere Kundenbindungsmodelle können aus der Sicht des Wissenschaftlers dazu beitragen, Vorteile für den Handel und die Parken Branche gleichermaßen zu erreichen. Wichtig sei es, mit Handelsvertretern in Kontakt zu treten und Verständnis zu entwickeln. „Die erste Frustration beim Einkauf fängt oft schon beim Parken an“, so Brimmers über die Bedeutung des Parkens für den innerstädtischen Handel.
Datenschutz als dauerhaftes Projekt
Zu einem Thema, das so gut wie alle betrifft, äußerte sich die Rechtsanwältin Dr. Karolin Nelles. Datenschutzrechtliche Veränderungen im Zuge der neuen Datenschutzgrundverordnung der Europäischen Union beträfen derzeit die überwiegende Zahl der Unternehmen. „Die Datenschutzgrundverordnung ist ein Schweizer Käse mit einigen Löchern“, sagte die Rechtsanwältin. Nelles machte deutlich, dass grundlegende Gefahren darin bestehen, sich als Unternehmen mit Abmahnungen, Klagen oder Schadenersatzforderungen konfrontiert zu sehen. Datenschutzbehörden sind im Prozess der Anpassung an die neuen gesetzlichen Grundlagen oft selbst nicht so schnell. So berichtete die Referentin davon, dass bei der Bestellung von betrieblichen Datenschutzbeauftragten im Kontakt mit Behörden oft Geduld gefragt sei. Anpassungen in den Dokumentationspflichten und in der Schulung der Mitarbeiter sind derzeit an vielen Stellen vonnöten. Spezifische Schwerpunkte für die Parken Branche liegen im Datenschutz vor allem bei Anforderungen rund um die Speicherung von Nutzerdaten, was auch für den Sektor der Videoüberwachung gilt. Grundlegende Infos zum Datenschutz können Parkhausbetreiber mit einem Musterschild am Eingang zum Parkhaus erkennbar anbringen. Für die automatisierte Erfassung von Autokennzeichen ist die Einwilligung des Nutzers notwendig. Wie Dr. Karolin Nelles betonte, sollte bei einem rechtssicheren Vorgehen eine Wendemöglichkeit am Parkhauseingang bestehen. „Datenschutz sollte man nicht als Projekt sehen, das man irgendwann einfach in die Schublade legen kann“, so Dr. Nelles. Als wichtiger Appell wies sie auf die Notwendigkeit hin, sich mit Datenschutz zu befassen, bevor die zuständigen Aufsichtsbehörden vorstellig werden. Im Publikum löste der Vortrag großes Interesse und zahlreiche Rückfragen aus. Beim Thema Speicherzeiten wies die Expertin auf die Notwendigkeit genereller Löschroutinen hin. Zu möglichen Abmahnungen kam aufgrund von Nachfragen der Hinweis auf, dass diese nur durch Mitwettbewerber, Abmahnvereine und Verbraucherschutzverbände zulässig sind.
Hintergründe zum Parksuchverkehr
Der Verkehrstechnik-Experte Prof. Dr.-Ing. Klaus Bogenberger referierte zum sogenannten Parksuchverkehr, der als bedeutender Faktor beim Verkehrsaufkommen in modernen Stadtzentren betrachtet wird. Er gilt oft als eine wichtige Ursache für Stau, Luftverunreinigung und andere problematische Begleitphänomene des innerstädtischen Verkehrs. Untersucht wurde der Parksuchverkehr bisher vor allem von Unternehmen, die in der Parken Branche und verwandten Wirtschaftszweigen aktiv sind. Studien kamen vom Parkhausbetreiber APCOA, dem Wirtschaftsforschungsunternehmen Prognos und dem Software-Konzern INRIX. Wie Prof. Bogenberger deutlich machte, ist durch Verfolgungsfahrten in München bereits 1997 herausgefunden worden, dass Parksuchverkehr am gesamten Verkehr einen Anteil von über 40 Prozent haben kann. Datensammlungen und Befragungen von INRIX ergaben eine durchschnittliche Suchzeit von rund neun Minuten. Wie unter anderem aus der Untersuchung von Prognos hervorgeht, besteht in Großstädten ein klarer Zusammenhang zwischen der Zahl der Einwohner und Beschäftigten sowie dem Parkdruck im öffentlichen Raum. Als Konsequenz ergibt sich laut dem Referenten, dass im Extremfall die Parkplatzsuche in einem bestimmten Bereich sogar abgebrochen wird, wenn ein Fahrer sie für aussichtslos hält. Mögliche Abhilfen gegen den Parksuchverkehr könnten von technischen Lösungen ausgehen, so Prof. Bogenberger. Ansätze dafür können von verbesserten Navigationsgeräten oder Smartphone-Apps ausgehen, die über freien Parkraum informieren. In der Entwicklung sind aktuell Systeme zum autonomen Einparken. Sie können nach Einschätzung von Prof. Bogenberger zukünftig einen wichtigen Beitrag zur Verminderung des Parksuchverkehrs leisten.
Dr. Volker Busch begeisterte die Zuhörer mit einem Vortrag zum Thema Stress. Ganz abseits der fachspezifischen Probleme der Parken Branche konnten hier viele Fachbesucher Tipps dazu mitnehmen, wie man im Berufsleben und privaten Umfeld Stress vermeidet und die persönliche Gelassenheit bewahrt. Im humorvollen Vortrag konnte Dr. Busch einen abwechslungsreichen Abschluss der Fachtagung liefern, von der das Fachpublikum viele neue Ideen mitnehmen konnte.