Dienstag, 5. November 2024

APCOA baut Urban Hubs weiter aus

APCOA baut Parkhäuser zu Urban Hubs um und forciert die Digitalisierung. Zugleich setzt der Parkhaus­betreiber auf E-Mobilität. APCOA Group-CEO Philippe Op de Beeck sieht einen positiven Imagewandel der Branche, zu dem diese Maßnahmen einen Beitrag leisten.

Nach einem Jahr ohne Messen war APCOA bei der diesjährigen EXPO REAL vom 11. bis 13. Oktober wieder vertreten. Auf der internationalen Fachmesse für Immobilien und Investitionen in München präsentierte der europaweit tätige Parkraumbetreiber auf seinem Stand unter anderem die Umwandlung von Parkhäusern zu Urban Hubs. Philippe Op de Beeck, CEO der APCOA PARKING Group, zeigte sich mit dem Messeauftritt sehr zufrieden: „Wir sind froh, teilgenommen zu haben.“ Es sei besser als erwartet gelaufen. Die Motivation, bei der Expo Real dabei zu sein, sei nach der corona-bedingten Pause offenbar besonders hoch gewesen, so seine Wahrnehmung. Trotz der Lockdowns mit Monaten leerer Parkplätze war APCOA nicht untätig. „Wir haben 2020 einen Rekord aufgestellt, was die Akquisition neuer Objekte angeht“, so Op de Beeck gegenüber Parken aktuell. Der gut vorbereitete Auftritt auf der diesjährigen EXPO REAL sorgte für weitere Akquisitionen und trug seinen Teil dazu bei, dass die Pipeline von APCOA „so gut gefüllt ist“ wie noch nie.

Ladestationen für E-Scooter und E-Bikes

Künftig könnten aus den neuen Standorten auch Urban Hubs werden, wie sie APCOA in Stuttgart in Zusammenarbeit mit dem Akkuladedienst Swiftmile bereits betreibt. Die dort eingerichteten Lademöglichkeiten für E-Scooter und E-Bikes nutzt TIER Mobility, um seine E-Scooter aufzuladen. Am 21. September stellten APCOA, Swiftmile und die Stadt Stuttgart die Geräte bei einer gemeinsamen Veranstaltung im Rahmen der Stuttgarter Mobilitätswoche vor. Im ersten Schritt wurden die Swiftmile-Stationen in vier Stuttgarter Parkhäusern installiert. Weitere gemeinsame Projekte in ganz Europa sollen folgen. David Müller, Director Urban Hubs bei APCOA Parking Deutschland, sieht darin „einen Beitrag zur Verkehrswende und damit auch zum Klimaschutz“. Colin Roche, CEO bei Swiftmile, sagt: „Die strategisch platzierten Swiftmile-Stationen werden dazu beitragen, den Anteil nachhaltiger Verkehrsmittel in Stuttgart und anderen Städten zu erhöhen.“ Austauschbare Batterien und ein dezentrales Ladenetzwerk sollen eine aufwändige Ladelogistik überflüssig machen, bei der die Batterien der E-Scooter zum Aufladen in zentrale Lagerhäuser gebracht werden müssen.

Kooperation mit TIER Mobility

Kurz nach der Stuttgarter Mobilitätswoche gab APCOA eine internationale strategische Zusammenarbeit mit TIER Mobility bekannt. Nach dem Auftakt in Stuttgart kam Düsseldorf mit Ladeschränken für E-Scooter an APCOA-Häusern hinzu. Weitere gemeinsame Standorte in Deutschland und Europa sollen folgen, darunter in Kürze Berlin, Köln und Hamburg. APCOA-CEO Philippe Op de Beeck erläutert den Hintergrund der Zusammenarbeit: „Die On-Demand-Economy und auch Service Provider brauchen Infrastruktur für die Nähe zu ihren Kunden auf der letzten Meile und eine nachhaltige Logistik. Lagerhallen oder leerstehende Einzelhandelsflächen sind eine Möglichkeit. Parkhäuser sind unkomplizierter und billiger.“ Statt wie andere Anbieter die Fahrzeuge täglich in einem großen Lager am Stadtrand mit Strom zu versorgen, setze TIER auf viele kleine Ladepunkte in zentraler Lage. „Die Partnerschaft mit TIER zeigt, wie wir mit innovativen Konzepten neue Zielgruppen zur Nutzung unserer Parkhäuser erschließen”, ergänzt Hansjörg Votteler, Geschäftsführer der ­APCOA PARKING Deutschland GmbH. Ioana Freise, Head of Cities in Deutschland bei TIER, sagt: „Durch die Zusammenarbeit mit APCOA können wir Wegstrecken und Emissionen deutlich reduzieren. Unser Ziel ist es, dass unsere Mitarbeiter künftig 80 Prozent der Düsseldorfer E-Scooter-Flotte in maximal zehn Minuten Fahrzeit erreichen. Darüber hinaus schaffen wir durch die Kooperation mit ­APCOA zusätzliche Parkflächen für Mikromobilität in der Nähe des Parkhauses und ermöglichen einen bequemen Umstieg vom Auto auf den E-Scooter für die letzte Meile.”

Digitalisierung als Erfolgs­strategie

Neben den Hubs ist Digitalisierung ein weiteres zentrales Thema für APCOA. Das zeigte auch der EXPO REAL-Auftritt. Es sei die klar ausgerufene Strategie, weiter in digitale Projekte zu investieren, betont CEO Philippe Op de Beeck im Gespräch mit Parken aktuell. Er verweist auf Norwegen, wo die technologie-getriebene Transformation am weitesten fortgeschritten sei. Dort habe APCOA bereits heute kein einziges Objekt mehr mit Schranke, sondern ausschließlich automatische Kennzeichenerkennung. „Aber auch in Deutschland werden wir in drei bis fünf Jahren keine neuen Objekte mit Schranken mehr bauen“, so Op de Beeck weiter. Man sehe sich hier in einer Marktführerrolle. Im Bestand werde der Umbau allerdings etwas mehr Zeit in Anspruch nehmen. Eine andere Zukunftstechnologie, die APCOA in mehreren Pilotprojekten mit vorantreibt, ist das Automated Valet Parking (AVP). Im Rahmen des ITS Weltkongresses in Hamburg vom 11. bis 15. Oktober präsentierte der Parkraumbetreiber, wie AVP funktioniert. Im Parkhaus der Elbphilharmonie fanden Live-Vorführungen statt, bei denen handelsübliche Pkw ihren Weg durch das Parkdeck zu einem freien Stellplatz fahrerlos absolvierten. Ohne dass ein Mensch eingreifen musste, wichen die Autos auch überraschenden Hindernissen aus und parkten schließlich punktgenau ein. Die Demonstration im Elphi-Parkhaus war der Abschluss des Forschungsprojekts SynCoPark. APCOA-Geschäftsführer Hansjoerg Votteler sagt: „In einigen Jahren wird es völlig normal sein, dass sich intelligente Fahrzeuge selbständig ein- und ausparken.“ CEO Op de Beeck pflichtet ihm bei und glaubt, dass in fünf bis zehn Jahren so gut wie alle neuen Autos AVP beherrschen. „Der Vorteil wäre, dass viel mehr Autos in ein Parkhaus passen“, so Op de Beeck. Nach APCOA-Prognosen ließe sich der vorhandene Parkraum in Garagen auf diese Weise um rund 20 Prozent effizienter nutzen.

Optimistischer Blick in die Zukunft

Strategisch sieht sich APCOA weiter auf Wachstumskurs und könne sich dabei auf die Unterstützung einer starken Investorengruppe verlassen. Seit Op de Beecks Antritt als CEO am 1. April 2016 sei die APCOA PARKING Group bis 2020 jedes Jahr durchschnittlich über zehn Prozent gewachsen, was die Profitabilität angeht. „Rund 70 Prozent unseres Wachstums war organisch, das heißt ohne Firmenzukäufe“, betont Op de Beeck. Sein Blick in die Zukunft fällt optimistisch aus. Neben den Akquise-Erfolgen sieht Op de Beeck auch in der Elektromobilität und dem politisch gewollten Wegfall von öffentlichen Straßenparkflächen Potenzial für Parkhausbetreiber. Das klassische Parking Management reiche künftig jedoch nicht aus. „Das Business ändert sich“, so Op de Beecks Befund.

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