Die Corona-Krise hat auch vor dem Mittelstand nicht Halt gemacht: Zwischen Lockdown und Öffnung war es wichtiger denn je, den Kundenkontakt aufrecht zu erhalten und neue Services oder Angebote zu entwickeln, um die Kundschaft ins eigene Geschäft zu locken. Aber auch finanziell war es für viele Unternehmen eine schwierige Zeit mit größten Herausforderungen. Ein Projekt des IFH Köln und des Mittelstandsverbundes gibt nun Einblicke in die Unternehmen während der Corona-Zeit.
Der Mittelstandstracker gibt Aufschluss darüber, welche Unternehmensbereiche von der Krise besonders betroffen sind und bildet die Stimmung unter den Unternehmen ab. Das Projekt ist eine Initiative des IFH Köln und des Mittelstandsverbundes. Seit Oktober 2020 werden monatlich mittelständische Unternehmen zu den unternehmerischen Entwicklungen der letzten Wochen befragt. Dabei werden verschiedene Geschäftsbereiche abgefragt: Von Investitionen über Personal bis hin zu Marketing und Vertrieb. Auf Basis der Daten könne nicht nur ein umfangreiches Stimmungsbild gezeichnet werden, sondern auch Handlungsempfehlungen für das tägliche Geschäft abgeleitet werden. Durch die Analysen ergeben sich Hinweise darauf, an welchen Stellen der Mittelstand Nachholbedarf hat und Unterstützung seitens Politik und Öffentlichkeit dringend notwendig ist.
Leichte Entspannung im Juni und Juli
Nach den Öffnungen der Geschäfte und den weiteren Lockerungen bahnte sich auch in den mittelständischen Unternehmen so etwas wie eine erste Entspannung an. Die wirtschaftliche Situation hatte sich – nicht zuletzt aufgrund größerer Bestellungen sowie einer damit verbundenen Steigerung des Umsatzes – deutlich verbessert und wurde im Juni und Juli erstmals positiv bewertet. Und diese positive Entwicklung hat weitere Folgen: Es wird wieder vermehrt investiert. Insbesondere das Personal, aber auch der Bereich Marketing und Vertrieb profitieren hierbei von einer Steigerung an Investitionen.
Problem Überbrückungshilfen
Trotz der verbesserten finanziellen Lage und einer weiteren Erhöhung des Eigenkapitals erfahren mittelständische Unternehmen auch einen Dämpfer: Die Auszahlung der Überbrückungshilfen stehe nach wie vor bei vielen noch aus. Rund die Hälfte der befragten Unternehmen gab im Juli an, die Hilfen seien für ihr Unternehmen nicht ausreichend; sieben Prozent befürchteten, dass das eigene Unternehmen die nächsten drei Monate wirtschaftlich nicht überstehen wird, sollte es keine Nachbesserungen bei der Wirtschaftshilfe geben. Hier herrsche dringender Handlungsbedarf – insbesondere hinsichtlich der Komplexität der Antrags- und Förderbedingungen.
Auch der Blick in die Zukunft gestaltet sich sorgenvoll. Laut den Befragten stagniert die Bewertung der finanziellen Situation auf dem aktuellen Niveau – im Juni wurde diese noch deutlich positiver eingeschätzt. Dies könnte vor allem an den Unsicherheiten hinsichtlich steigender Inzidenzzahlen und den damit einhergehenden, drohenden Geschäftsschließungen liegen. Daher sei es wenig verwunderlich, dass die mittelständischen Unternehmen für die nahe Zukunft eine rückläufige Kundenfrequenz erwarten. Wie sich die Umstände tatsächlich entwickeln, wird von den Regelungen abhängen, die die Regierung im Kampf gegen das Coronavirus eventuell zukünftig verhängen wird.