Sonntag, 28. April 2024

Ladepark am ICE-Bahnhof Merklingen

Der laut Projektbeteiligter weltgrößte Ladepark steht jetzt auf der Schwäbischen Alb: Im Oktober 2023 sind 259 überdachte Ladepunkte für Elektroautos auf dem Park-and-Ride-Platz des ICE-Bahnhofs Merklingen in Betrieb gegangen.

Das Projekt im Alb-Donau-Kreis sei in mehrerlei Hinsicht rekordverdächtig. Nicht nur die Größe, auch die kurze Bauzeit in enger Zusammenarbeit der Projektpartner suche ihresgleichen. Nur 20 Monate lagen zwischen Planungsbeginn und Inbetriebnahme. Dabei wurde eine eichrechtskonforme Lade- und Abrechnungslösung umgesetzt, die auch den Anforderungen der kommenden Ladesäulenverordnung entspreche.

Solarcarport liefert Strom

Das zukunftsweisende Gesamtkonzept: Ein Solarcarport erzeugt rund 990.000 Kilowattstunden Strom pro Jahr für die 259 Ladepunkte und speist den Überschuss in das Netz ein. Eingeplant ist bereits das Nachrüsten der restlichen 171 regulären Parkplätze am Bahnhof mit Ladepunkten und die Einbindung eines Batteriespeichers, sobald die Nachfrage steigt. Zudem ist der Zweckverband Region Schwäbische Alb in Gesprächen mit Anbietern, um mietbare E-Autos und E-Bikes am Ladepark zur Verfügung zu stellen – ein besonders interessantes Angebot für Urlauber oder Pendler aus der Region, die in Merklingen in den ICE nach Ulm oder Stuttgart steigen.

Für das Lade-Setup war die Expertise der Projektpartner gefragt. Denn auch hier setzten die Betreiber auf ein zukunftsfähiges und nutzerfreundliches Konzept, das nicht nur den aktuellen, sondern auch den kommenden regulatorischen Anforderungen Rechnung tragen soll. Eine eichrechtskonforme Messung und Abrechnung des verbrauchten elektrischen Stroms war deshalb Pflicht: Jeder Ladevorgang wird exakt in Kilowattstunden ausgewiesen – für maximale Transparenz gegenüber den Verbrauchern. Diese können ihre Ladung bequem und eigenständig über zentrale Payment-Terminals autorisieren. Alle Ladesäulen und Bezahlterminals sind über Glasfaser-Kabel miteinander vernetzt, sodass ein schneller und ständiger Datenaustausch sichergestellt ist. Über diese Netzwerkstruktur sind auch alle Ladepunkte mit dem Internet verbunden, was neben Steuerung und Wartung auch das Payment vereinfacht.

Offene Bezahlsysteme verfügbar

Bezahlt werden kann in Merklingen nicht nur mit den gängigen Roaming-Karten oder Apps, bei denen Nutzer individuelle Stromladetarife mit E-Mobilitätsanbietern abschließen. Auch andere Zahlungsmittel, die Verbraucher aus dem Handel gewohnt sind, werden angeboten, allen voran die girocard, Debit- und Kreditkarten oder digitale Optionen wie Apple Pay und Google Wallet. Diese sogenannten offenen Bezahlsysteme sind weit verbreitet und entsprechend einfach in der Handhabung, ohne Registrierung oder zusätzliche Anwendungen nutzbar. Nach aktueller Gesetzgebung ist ihre Integration jedoch noch nicht verpflichtend – erst ab Sommer 2024 müssen alle neuen öffentlichen Ladesäulen die Kartenzahlung abbilden. In Merklingen wird im Sinne der Verbraucher vorgegriffen.

Ermöglicht wird das umfangreiche Bezahlangebot durch Hectronic. Das mittelständische Unternehmen verfügt über langjährige Erfahrung im Outdoor-Payment und kann auf zahlreiche gemeinsam mit VR Payment realisierte Projekte zurückblicken. Das gewonnene Know-how und die geteilte Projekterfahrung aus den Bereichen Parkraum- und Tankstellen-Management werden nun auf die Elektromobilität übertragen. Das Hectronic-Terminal HecPay bietet neben einem diskriminierungsfreien Bezahlsystem eine flexible Integration in bestehende Ladeinfrastrukturen sowie eine hohe Kompatibilität mit Ladesäulen. Offene Schnittstellen ermöglichen zudem eine einfache Anbindung an Backend-Systeme – wie beispielsweise das in Merklingen eingesetzte Backend-System von Smartlab. Die Anbindung war auch hier sichergestellt, denn Hectronic und Smartlab pflegen seit vielen Jahren eine enge technische Kooperation.

Leuchtturmprojekt für die Region und die Mobilitätswende

Bei der feierlichen Eröffnung lobte die Baden-Württembergische Verkehrsstaatssekretärin Elke Zimmer die regionale Umsetzung der Umwelt- und Verkehrsziele der Landesregierung. „Auch wenn Projekte am Anfang utopisch oder unrealistisch erscheinen, kann man sie umsetzen, wenn alle an einem Strang ziehen und wenn man es wagt, unkonventionell zu denken. Der Ladepark und der ganze Bahnhof sind ein gutes Beispiel hierfür“, so Zimmer gegenüber der Schwäbischen Zeitung. Die Resonanz in der Bevölkerung sei positiv, Akzeptanz und Auslastung wachsen. So sei der Ladepark ein echtes Leuchtturmprojekt für die Region und die Mobilitätswende in Deutschland.

Sven Stottmeier, Director BU e-Mobility, Fleet Cards & Mobile Payment bei der Hectronic GmbH, sagte: „Die Mobilitätswende kann nur gelingen, wenn es eine belastbare Ladeinfrastruktur gibt. Transparenz bei Strommessung und Abrechnung schafft Vertrauen auf Verbraucherseite, die einfache Bedienbarkeit der einzelnen Ladepunkte fördert die Akzeptanz. In Merklingen ist es uns gelungen, genau das mit einem modernen Lade-Setup umzusetzen.“

Eichrechtskonformes Laden und Abrechnen: E-Ladepark in Merklingen – © Hectronic

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